Sensationssieger beim traditionsreichen Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen 2022: Gerrit Nieberg aus Deutschland gewinnt das prestigeträchtigste Springen in einem hochdramatischen Stechen. Zweiter
wurde Scott Brash (GBR), auf Platz 3 kam Nicola Philippaerts (BEL).
40.000 Zuschauer im pickepackevollen Hauptstadion hielt es nicht mehr auf den Sitzen: Jubel, Kreischen, Schreien, einfach Begeisterung pur, als Gerrit Nieberg (Deutschland) die letzte Linie ritt und
dann im Sattel von Ben fehlerfrei und in der schnellsten Zeit über den Rolex-Oxer flog. Solch‘ eine Begeisterung hat die Aachener Soers in ihrer langen Geschichte selten erlebt.
Fünf Reiter hatten es ins Stechen des Rolex Grand Prix geschafft: McLain Ward (USA) auf HH Azur, der Vorjahressieger und Anwärter auf den Rolex Grand Slam Daniel Deußer mit Killer Queen, der bislang
einzige Rolex Grand Slam Gewinner der Geschichte, Scott Brash (GBR) mit Hello Jefferson, Nicola Philippaerts (BEL) mit Katanga V/H Dingeshof und Gerrit Nieberg mit Ben. Jeder einzelne von ihnen
weltklasse und mit zahlreichen nationalen und internationalen Titeln im Gepäck. Jeder einzelne, bis auf einen: Gerrit Nieberg. Doch der 29-jährige Springreiter aus Sendenhorst fand den schnellsten
Weg, ritt einen fantastischen letzten Galopp zum Oxer, überwand diesen fehlerfrei und ist nun nach diesem unglaublichen Sieg Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping.
„Fantastisch, unglaublich, ich finde keine Worte“, so Nieberg, dessen Vater Lars zweifacher Mannschaftsolympiasieger ist. Der Vater ist auch sein Trainer, „er kennt mich und mein Pferd in- und
auswendig, es ist auch sein Sieg hier heute in Aachen“, strahlte der Junior. Die Atmosphäre habe er als total unwirklich empfunden, „ich habe einfach nur versucht, mich total auf mich und Ben zu
fokussieren.“ Seinen flotten Weg im Stechen beschrieb Nieberg mit einer gehörigen Portion Understatement: „Ich hab auf dem Abreiteplatz Steve Guerdat gefragt, ob man die Abkürzung nehmen kann. Steve
meinte, kannste machen. Also habe ich das gemacht und das war gut.“
Scott Brash wurde Zweiter, „happy and disappointed“ sei er, schmunzelte er, also „glücklich und enttäuscht zugleich, aber Gerrit hat es hier und heute absolut verdient, zu gewinnen.“ Da mochte auch
der Drittplatzierte Nicola Philippaerts nicht widersprechen, „Gerrit hat es einfach nur unglaublich gut gemacht“, so der Belgier.
Wie unglaublich der Sieg war, bewies auch die ARD-Live-Kommentierung von Carsten Sostmeier: „Alles oder nichts, alles oder nichts, Nieberg oder Brash, Nieberg oder Brash, Niiiiiiiiiiiieeeeeberg“,
schrie die Kommentatorenlegende bei den letzten Metern dieses denkwürdigen Rolex Grand Prix anno 2022 ins Mikrofon, ehe ihm beim Kommentieren die Freudentränen kamen, schließlich „kenne ich den
Burschen seit seiner Geburt und habe den Kerl schon im Kinderwagen hier übers Turniergelände geschoben.“ Was für ein Tag!
Für Gerrit Nieberg beginnt nun sein persönlicher Grand Slam of Show Jumping. Beim kommenden Spruce Meadows Masters im kanadischen Calgary (7. bis 11. September) kann er nun mit dem zweiten Sieg bei
einem Major in Folge den nächsten Schritt auf dem Weg zur Legende machen. |